
Die Ausbildung im Installationsgewerbe hat sich stark gewandelt. Im Interview spricht Paul Scheu, Lehrlingsausbildner und Geschäftsführer der Scheu GmbH, über neue Herausforderungen bei der Ausbildung, neue Technologien und die Zukunft des Handwerks.
Herr Scheu, Sie engagieren sich seit vielen Jahren für die Ausbildung junger Menschen. Wie sieht die Lehrlingssituation in Ihrem Betrieb aktuell aus?
Paul Scheu: In unserem Betrieb beschäftigen wir derzeit acht Lehrlinge – alle im Bereich Gas-, Wasser- und Heizungsinstallation. Üblicherweise nehmen wir pro Jahr zwei neue Lehrlinge auf.
Was ist Ihnen bei der Ausbildung besonders wichtig?
An erster Stelle steht für mich die Botschaft, dass ein Handwerksberuf nach wie vor „goldenen Boden“ hat. Jeder, der in diesen Bereich einsteigt, kann sich weiterentwickeln und auch neben der Arbeit zusätzliche Qualifikationen erwerben – sei es durch Weiterbildung oder sogar durch ein Studium. Außerdem ist Teamarbeit für mich ein zentraler Baustein – sowohl für die fachliche als auch für die persönliche Entwicklung. Die Berufsausbildung formt junge Menschen und gibt ihnen Orientierung und Selbstvertrauen.
Wie wählen Sie Ihre Lehrlinge aus?
Wir sichten klassische Bewerbungsunterlagen, führen Einzelgespräche und legen dabei viel Wert auf den persönlichen Eindruck. Mich interessiert, warum jemand diesen Beruf ergreifen möchte, welche praktischen Vorerfahrungen er oder sie bereits gesammelt hat und wie das familiäre Umfeld aussieht.
Welche Unterstützungsmöglichkeiten bieten Sie Ihren Lehrlingen?
Zusätzlich zur praktischen Arbeit im Betrieb haben unsere Lehrlinge die Chance, an speziellen Weiterbildungen teilzunehmen. Sehr wichtig sind dabei die 1a-Seminare und auch die Harreither-Lehrlingsakademie. Wer Interesse zeigt, bekommt bei uns die Möglichkeit, sich über das Alltägliche hinaus weiterzuentwickeln.
Wie hat sich das Berufsbild verändert?
Gewaltig! Vor ein paar Jahrzehnten war der Installateur noch „nur“ für Gas, Wasser und Heizung zuständig. Heute umfasst die Tätigkeit wesentlich mehr: Energietechnik, Wärmepumpen, Photovoltaik, Kühlung, Lüftung oder auch modernes Home-Management, das sich übers Smartphone steuern lässt. Dazu kommen hochwertige Bäder, aber auch Tätigkeitsfelder wie Service oder Verkauf. Kurz gesagt: Der Beruf ist vielfältiger und gleichzeitig anspruchsvoller geworden.
Was sehen Sie als besonders positiv an den heutigen Ausbildungsbedingungen?
Zum einen sind die Verdienstmöglichkeiten für Lehrlinge und junge Fachkräfte heute besser denn je. Zum anderen eröffnet die große Vielfalt an Spezialisierungen viele Chancen. Sehr positiv finde ich auch die Schnuppertage – bei denen Jugendliche unverbindlich in Berufe hineinschnuppern können, bevor sie eine Entscheidung treffen.
Welche Herausforderungen erleben Sie?
Leider sinkt die Qualität der Bewerbungen. Viele Jugendliche wissen mit 15 oder 16 noch nicht, wo es beruflich hingehen soll. Oft treffen die Eltern die Entscheidung, ob der Sohn oder die Tochter eine Lehre beginnen soll. Es kommt außerdem vor, dass Lehrlinge während der Ausbildung merken, dass der gewählte Beruf nicht das Richtige für sie ist. Das gehört aber zur Realität dazu.
Welchen Einfluss haben Digitalisierung und KI?
Die Digitalisierung lässt sich nicht aufhalten und ist eher vorteilhaft. Allerdings kann das Handy eben auch eine Unruhequelle sein. KI hat noch keinen spürbaren Einfluss auf mich, aber es ist ein spannendes Thema für die Zukunft.

Erfolgreich: Zwei von Paul Scheu ausgebildete Lehrlinge bei der Ehrung für ausgezeichnete Erfolge beim Lehrabschluss.
Was raten Sie anderen Betrieben in Hinblick auf die Lehrlingsausbildung?
Wichtig ist, Lehrlingen Perspektiven aufzuzeigen, Anerkennung zu geben und sie einzubinden. Wer nach Ideen sucht, findet in der 1a-Interessensgemeinschaft einen tollen Austausch. Dort kann man vom Erfahrungsschatz vieler Kollegen profitieren.