
Handwerk hat goldenen Boden – ein Sprichwort, das in Zeiten von Fachkräftemangel und Digitalisierung aktueller denn je ist. Doch was bedeutet es heute, junge Menschen im Handwerk auszubilden? Wie gelingt es, Tradition und Innovation zu verbinden und Lehrlinge für eine Zukunft im Installationsbereich zu begeistern?
Lehrlingsausbildner Franz Wiedenig, Geschäftsführer der Wiedenig Haustechnik GmbH aus Hermagor, gibt im nachfolgenden Interview spannende Einblicke in seine Philosophie, Herausforderungen und Visionen.
Herr Wiedenig, was hat Sie dazu bewogen, Lehrlinge in Ihrem Betrieb auszubilden?
Es gibt unzählige Gründe, warum ein Unternehmen in die Ausbildung investieren muss. Einen Fakt möchte ich besonders hervorheben: MitarbeiterInnen und vor allem Fachkräfte wachsen nicht auf Bäumen! Eine konstante Ausbildung ist nicht nur Pflicht, sondern auch die größte Chance, das Unternehmen langfristig mit den besten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu führen.
Welche Eigenschaften sollten BewerberInnen für eine Lehre bei Ihnen mitbringen?
Natürlich wünscht man sich handwerkliches Geschick, logisches Denken und eine gute Vorbildung. Aber kann man das von jungen Menschen vor ihrer Ausbildung wirklich erwarten? Für mich sind Ehrlichkeit, gutes Benehmen, Interesse und Lernbereitschaft die wichtigsten Voraussetzungen. Wir versprechen unseren Auszubildenden die bestmögliche Ausbildung – dafür erwarte ich ihr Versprechen, sich zu bemühen.
Wie unterscheidet sich die heutige Lehrlingsausbildung von Ihrer eigenen Ausbildungszeit?
Auf den ersten Blick ist heute alles anders: mehr Technik, mehr Bürokratie, mehr Schutz der Auszubildenden, weniger Handwerk, andere Materialien. Aber im Kern geht es immer noch darum, unser Wissen, unsere Fähigkeiten und unsere Erfahrung an die nächste Generation weiterzugeben.

Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell bei der Ausbildung junger Menschen im Handwerk?
Das Handwerk muss sich am Ausbildungsmarkt stärker und attraktiver positionieren und an Ansehen gewinnen. Karrieremöglichkeiten sollten gezielter und überzeugender kommuniziert werden.
Wie gestalten Sie die Ausbildung in Ihrem Betrieb?
Die Ausbildung ist für uns enorm wichtig. Deshalb investieren wir viel Zeit und Geld in unterschiedlichen Zusatzausbildungen.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Berufsschulen?
Im Großen und Ganzen funktioniert das sehr gut. Ich würde mir allerdings mehr praktisch erfahrenes Lehrpersonal wünschen, eine Leistungsbeurteilung des Lehrpersonals und mehr Motivation für die Auszubildenden. Eine begleitende Persönlichkeitsausbildung könnte in dieser schwierigen Entwicklungsphase Wunder wirken.
Welche Möglichkeiten zur Weiterbildung bieten Sie Ihren Lehrlingen?
Wir haben mit unserem Verein „Zukunft Handwerk und Industrie Gailtal“ eine eigene Lehrlingsakademie ins Leben gerufen. Diese zweijährige Ausbildung absolvieren alle unsere Lehrlinge – Details dazu gibt es auf unserer Homepage: https://karnische-werkstaetten.at.
Wie sehen Sie die Zukunft des Lehrberufs im Installationsbereich?
Handwerk hat goldenen Boden. Es liegt an uns, dieses Potenzial zu nutzen.
Lohnt es sich für Sie, eigene Fachkräfte auszubilden?
Selbstverständlich. Ich diskutiere auch mit keinem Unternehmer und keiner Unternehmerin über Facharbeitermangel, wenn diese(r) keine Fachkräfte ausbildet!
Gibt es genug Jugendliche, die sich für den Beruf des Installateurs interessieren?
Das kann ich schwer beurteilen. Wir sind in der glücklichen Lage, jährlich ein bis zwei neue FacharbeiterInnen auszubilden. Das ist wohl auch ein Resultat unserer Bemühungen – durch Kontakte mit Schulen, Berufsorientierungsmessen und Social-Media-Videos von Lehrlingen.
An welchen Moment in der Lehrlingsausbildung denken Sie besonders gerne zurück?
An jeden Handschlag, wenn wir uns gegenseitig versprechen, dass wir dem Lehrling die bestmögliche Ausbildung bieten und er sich dafür bemüht.
Was wünschen Sie sich von Politik und Gesellschaft, um die Lehrlingsausbildung zu stärken?
Mehr Bemühen und Verständnis – und vor allem mehr Wertigkeit und Anerkennung für das Handwerk.